Es viele Themen, über die die meisten Männer gerne sprechen. Die erektile Dysfunktion gehört erfahrungsgemäß nicht dazu – besonders dann, wenn es um die Kommunikation darüber mit dem eigenen Partner geht.
Denn obwohl es gesellschaftlich und medial immer mehr Bereiche gibt, die in die Kategorie „enttabuisiert” verschoben werden, fällt es vielen Betroffenen leider weiterhin schwer, ihre Potenzstörungen mit der Person zu besprechen, die ihnen vermeintlich am nächsten steht.

Das Schweigen der Männer
Vielleicht fragen Sie sich jetzt: „Was gibt es da denn groß zu besprechen?” Die Antwort lautet – so einiges! Denn schließlich ist Ihre bessere Hälfte durch die Erektionsstörung mit betroffen. Und das kann im schlimmsten Fall sogar Ihre Beziehung gefährden.
Für den Diplom-Psychologen und Partnerschaftsexperten Andreas Niklas aus München ist die Angst vor der Kommunikation verständlich. „In der Regel fangen die Leute an, im Internet darüber zu lesen, denn das ist ja ein Thema, mit dem man nicht hausieren geht und sagt, übrigens funktioniert es gerade nicht so bei mir, was kann man denn da machen”, so Niklas. „Das ist ja ein Thema, das mir in der Regel hoch peinlich ist und deshalb einen gewissen Vertrauensbeweis braucht, um angesprochen zu werden.”
In diesem Artikel zeigen wir Ihnen deshalb, wie Sie dieses schwierige Thema in Ihrer Beziehung zur Sprache bringen können – und dabei stets Herr der Lage bleiben. Los geht’s!

- Erektionsstörungen
- STI Tests
- Asthma
- Übergewicht
- Bluthochdruck
- und viele mehr

Was bedeutet erektile Dysfunktion eigentlich – und wer ist davon betroffen?
Wichtig zu wissen: Nicht jeder Mann, bei dem es mal „nicht klappt”, ist von einer Erektionsstörung betroffen. Damit eine Potenzstörung auch als solche definiert werden kann, gilt nämlich folgende Faustregel: Erst, wenn ein Mann bei zwei Dritteln (oder mehr) seiner Erektionsversuche erfolglos ist, ist er mit großer Wahrscheinlichkeit von echten Potenzproblemen betroffen. Das gilt übrigens auch für das Halten einer Erektion. (Quelle: internisten-im-netz.de)
An dieser Stelle können wir übrigens gleich mit einem falschen Mythos aufräumen: Zwar ist allgemein bekannt, dass Potenzprobleme mit dem Altern einhergehen (beispielsweise leidet jeder Dritte über 60 – Jährige an erektiler Dysfunktion, während es bei den über 40-Jährigen jeder Zehnte ist) – doch auch bei jüngeren Männern wird die Zahl der Betroffenen immer höher.
Laut einer Studie, 2017 veröffentlicht im Fachmagazin Sexual Medicine Reviews, sollen rund 30 Prozent der Männer unter 40 Jahren an erektiler Dysfunktion leiden, wobei psychologische Gründe hier im Vordergrund zu stehen scheinen. (Quelle: sciencedirect.com)
Es ist also egal, zu welcher Altersgruppe Sie gehören – alleine sind Sie mit dieser Diagnose also nun wirklich nicht. Vielleicht macht das die Sache gefühlsmäßig zumindest ein wenig leichter.
Warum fällt es Männern so schwer, über ED zu sprechen?
Es sind meistens zwei Hauptgründe, die Männer dazu veranlassen, das Thema einfach totzuschweigen: Stolz und Scham.
Der Grund dafür liegt nicht nur in der Erziehung, sondern auch im gesellschaftlichen und medialen Umgang mit Potenzproblemen: Der “Mann, der immer kann” gilt als Optimum, während Männer mit Potenzproblemen belächelt werden – oder, seien wir ehrlich – oft nicht einmal stattfinden.
Dass es sich bei der ED um ein körperliches oder seelisches Problem handelt, für das der Betroffene nichts kann, wird in vielen Fällen ignoriert. Ist es da ein Wunder, dass viele sich lieber dafür entscheiden, nichts zu sagen und ihrem Partner stattdessen sexuell aus dem Weg gehen?

5 Kommunikationstipps, die helfen, wenn nichts mehr geht
Auch wenn die Gründe für ein solches „Totschweigen” des Problems durchaus nachvollziehbar sind, dienlich ist die Weigerung, dem Partner reinen Wein einzuschenken, bestimmt nicht.
Versetzen Sie sich einmal in die Situation Ihres Gegenübers: Welche Mutmaßungen und Gedanken gehen ihr wohl durch den Kopf, wenn Sie sich sexuell von ihr abwenden, oder die Versuche, Sex zu haben, immer wieder auf unbefriedigende Weise beendet werden müssen?
Das kann sogar zu schwerwiegenden Beziehungsproblemen führen, denn oft liegt die Vermutung nahe, dass man betrogen wird oder nicht mehr attraktiv genug ist.
Um Missverständnissen wie diesen vorzubeugen – und im Ernstfall sogar Ihre Beziehung zu retten – möchten wir Ihnen die folgenden Tipps mit auf den Weg geben:
Tipp 1: Bereiten Sie sich gut vor
Eine ED kann viele Gründe haben, die sowohl seelischer als auch körperlicher Natur sein können. Im Idealfall führt Sie daher Ihr erster Weg zum Arzt Ihres Vertrauens. Schließlich kann nachlassende Potenz auch mit ernsthaften Gesundheitsproblemen, wie beispielsweise Herzerkrankungen, Diabetes und Co. einhergehen, wie eine Studie zeigt, die 2011 im Journal of the American College of Cardiology veröffentlicht wurde. (Quelle: jacc.org)
Tipp 2: Warten Sie den passenden Gesprächsmoment ab
Wenn Sie die Diagnose kennen, sollten Sie sich auch Ihrem Partner gegenüber öffnen. Achten Sie darauf, das in der passenden Situation zu tun, also beispielsweise nicht direkt nach einem Streit oder beim romantischen Dinner.
Erklären Sie, dass die aktuell geschwächte Potenz nichts mit der Person (oder einer möglichen Affäre) zu tun hat, sondern einzig und allein mit Ihrer eigenen, derzeitigen physischen oder psychischen Situation. Teilen Sie mit, dass Sie sich sehr über Unterstützung freuen würden und selbst sehr unter den Umständen leiden.
Tipp 3: Bleiben Sie ruhig
Es kann sein, dass der Partner erst einmal anders reagiert, als Sie es sich vielleicht gewünscht hätten. Versuchen Sie dennoch ruhig zu bleiben und nicht wütend oder abweisend zu reagieren – auch, wenn es unter Umständen etwas emotionaler wird. Machen Sie sich klar, dass eine ED auf vielen Wegen behandelbar ist.
„Das ist eine Krankheit, wie viele andere auch, die letztendlich dazu führt, dass Menschen natürlich psychisch schon auch mitgenommen werden”, meint Diego Bichler, Dipl. Sportwissenschaftler & Personal Trainer, dessen Klienten in Einzelfällen mit einer ED zu kämpfen haben. „Allerdings gibt es für dieses Problem auch eine Lösung und die ist deutlich einfacher als man denkt.”

Tipp 4: Finden Sie gemeinsam mögliche Lösungswege
In den meisten Fällen kann man(n) einiges tun, um die erektile Dysfunktion zu verbessern. Das sollten Sie übrigens selbstverständlich auch Ihrer besseren Hälfte mitteilen.
- Werden Sie fit. Optimieren Sie – falls notwendig – beispielsweise Ihre körperliche Fitness, indem Sie sich (vielleicht sogar mit Ihrer/Ihrem Partner:in!) im Fitnessstudio anmelden oder anfangen regelmäßig zu joggen.
- Checken Sie ihren Teller. Achten Sie auf eine gesunde Ernährung, die wenig ungesundes LDL-Cholesterin enthält (das ist hauptsächlich in tierischen Produkten enthalten und kann für verstopfte Arterien sorgen).
- Immer ruhig bleiben. Setzen Sie auf ausreichend Entspannung, egal ob Meditationstechniken, eine gemeinsame Auszeit beim Lieblingsfilm oder Massagen. Denn wer den Kopf frei hat, hat auch im Bett weniger Druck.
- Verbessern Sie Ihr Zeitmanagement. Wer ständig niemals endende To-do-Listen im Kopf hat, wird sich auch beim Liebesspiel kaum gehen lassen können. Planungstools und Apps können Ihnen dabei helfen, Ihre Zeit effizienter zu nutzen, Prokrastination vorzubeugen und mehr “Headspace” zur Verfügung zu haben.
- Akzeptieren Sie Hilfe. Sollten partnerschaftliche Probleme der Grund für die erektile Dysfunktion sein, kann in vielen Fällen eine Paartherapie helfen.
Tipp 5: Gehen Sie auf Nummer sicher – und sagen Sie es auch
Sofern keine gesundheitlichen Bedenken vorliegen, kann die Einnahme von Potenzmitteln, wie beispielsweise Viagra®, Tadalafil® oder Sildenafil® eine ideale Übergangslösung sein. Sollten Sie sich für eine solche entscheiden, ist es allerdings ratsam, das auch Ihrem Partner mitzuteilen oder diese Entscheidung sogar gemeinsam mit dem Lebenspartner zu treffen.
Auf diese Weise zeigen Sie (in Kombination mit den bereits genannten Tipps), dass Ihnen das sexuelle Wohlbefinden Ihres Gegenübers genauso wichtig ist wie Ihr eigenes.
Das sieht auch Andreas Niklas so. „Meiner Partnerin sage ich es idealerweise direkt und klar, vor allem vor einer Situation, wo wir zusammen Sex haben.”
Fazit: Gesunde Beziehung trotz ED – die Kommunikation macht’s
Es ist wirklich keine Schande, an erektiler Dysfunktion zu leiden. Deshalb ist es umso wichtiger, dass sich mehr Betroffene dessen bewusst werden. Schamgefühle und falscher Stolz mögen zwar verständlich sein, aber die ehrliche Kommunikation mit der Person, die man liebt. ist wichtig, um diese Herausforderung gemeinsam auf authentische Art zu meistern.