Konnte Meditation meinen Blutdruck senken? Ein Selbstversuch mit autogenem Training!

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Älterer Mann mit geschlossenen Augen auf Fitnessmatte liegend
Das Redaktionsteam des DoktorABC Wellness Hubs

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Autogenes Training ist eine von vielen Formen der Meditation, die dabei helfen, ruhiger und entspannter zu werden. Studien haben gezeigt, dass es messbare Auswirkungen hat und beispielsweise einen zu hohen Blutdruck senken kann.

Eigene Erfahrungen mit zu hohem Blutdruck

Mein erster Kontakt mit dem Thema Blutdruck fand im Sommer 2012 statt, als ich unerklärliche Schwindelanfälle hatte und mein Hausarzt empfahl, die Werte zu messen und regelmäßig zu beobachten.

Also besorgte ich mir ein Messgerät und war eines Freitagabends geschockt, als es einen systolischen Wert von über 170 mmHg anzeigte.

Daraufhin fuhr ich mit dem Taxi zur Notaufnahme des nächsten Krankenhauses. Ein solcher Wert schien für die diensthabende Ärztin keine große Sache zu sein. Sie gab mir eine Tablette und die Empfehlung, am Montag noch einmal zum Hausarzt zu gehen.

Immer noch verstört, aber etwas beruhigt, weil die größte Gefahr abgewendet war, ging ich zu Fuß nach Hause und stellte mir vor, einer schrecklichen Gefahr (Schlaganfall oder Herzinfarkt) entkommen zu sein. 

Den Schock dieser Freitagnacht vor zehn Jahren habe ich längst überwunden. Die Neigung zu einem hohen Blutdruck ist ein normaler Teil meines Lebens geworden. Seither nehme ich 8 mg Candesartan pro Tag und habe meine Ernährung etwas umgestellt.

Auch die Zeiten des exzessiven Kaffeekonsums sind vorbei. Meine Werte sind weitgehend unter Kontrolle. Sie liegen normalerweise bei ungefähr 135/88.

Ein Arzt hat mir in dieser Zeit empfohlen, autogenes Training auszuprobieren und wieder regelmäßig Laufen zu gehen. Also machte ich einen kurzen Einführungskurs an der Volkshochschule, übte aber nicht weiter, weil die Blutdruckmedikamente gut wirkten und die Gefahr damit abgewendet zu sein schien. 

Mann mit geschlossenen Augen auf Fitnessmatte und Teppich liegend

Sanftes Training mit messbaren Vorteilen

Mein Interesse am autogenen Training erwachte erst in diesem Jahr wieder, als ich mich mehr mit Meditation und Gehirntraining beschäftigte – sozusagen mit Möglichkeiten, das eigene Denken zu hacken, den Geist effektiver zu gebrauchen und entspannter zu werden.

Bei Meditation denken die meisten Menschen an indische Yogis und japanische Zen-Klöster. Dabei ist die vermutlich am besten erforschte Form der Meditation im Berlin der 1930er Jahre von einem Arzt namens Johannes Heinrich Schulz erfunden worden. (Quelle: de.wikipedia.org

Das autogene Training macht (wie es heißt) ruhiger und konzentrierter. Es hilft beim Einschlafen, beim Umgang mit Schmerzen und soll sich gut dafür eignen, einen zu hohen Blutdruck zu senken. Soweit die Theorie.

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Wie übt man?

Meine Umsetzung des guten Vorsatzes, es diesmal wirklich mit autogenem Training zu probieren und dabei zu bleiben, begann im Oktober 2022. Ich kaufte mir das Übungsbuch von Dr. Hannes Lindemann, einem Arzt und Abenteurer, der in einem kleinen Boot den Atlantik überquert hatte, wobei ihm das autogene Training geholfen hatte, wach zu bleiben und den Kurs zu halten. 

Der bekannte Überlebensspezialist Rüdiger Nehberg fand das autogene Training für seine Expeditionen ebenfalls nützlich, wie er immer wieder in Interviews erwähnte. (Quelle: pulstreiber.de)

Beim Training legt man sich bequem auf den Rücken und redet sich selbst gut zu. Man suggeriert sich durch ständig wiederkehrende Formeln körperliche Veränderungen. Das beginnt mit der Konzentration auf den rechten Arm (bei Rechtshändern) und der Vorstellung, dass dieser Arm immer schwerer wird.

Danach stellt man sich eine strömende Wärme in diesem Arm vor. Bei mir hat es fast zwei Wochen gedauert, bis ich diese Wärme tatsächlich fühlen konnte. 

Die Suggestionen gehen noch viel weiter: regelmäßiger Atem, sanft und kräftig schlagendes Herz, Entspannung der Muskeln und kühle Stirn. Auch Affirmationen lassen sich in den Verlauf der Übung einbauen.

Man soll mindestens einmal an jedem Tag üben.

Eindrücke

Nach vier Wochen, in denen es mir gelungen ist, wenigstens am Abend und manchmal auch am Morgen für etwa 20 Minuten zu üben, fühle ich mich nachher erfrischt und das Atmen fällt leichter.

Messbare Auswirkungen auf meinen Blutdruck, der ja gut eingestellt ist, zeigen sich nicht. Jedoch ärgere ich mich seltener und habe das Gefühl, seltener in Stress zu geraten und etwas besser zu schlafen. 

Zu den angenehmen Wirkungen kommt das Gefühl, sozusagen einen Pfeil mehr im Köcher zu haben, um das bedrohliche Ungeheuer Bluthochdruck auf Distanz zu halten.

Älterer Mann am Tisch mit Blutdruckmessgerät, seine Werte auf ein Blatt Papier notierend

Bluthochdruck als Volkskrankheit und schleichender Killer

Die Blutdruckwerte eines jungen und gesunden Menschen liegen bei ungefähr 120/80 mmHg. Der erste Wert (der systolische Blutdruck) misst den Druck in den Arterien, wenn das Herz schlägt. Der zweite Wert (der diastolische Blutdruck) misst den Druck in den Arterien zwischen den Schlägen.

Ab Werten von 140/90 gilt der Blutdruck als erhöht, was auf die Dauer zu Schäden an wichtigen Organen wie Herz, Gehirn, Nieren und Augen führen kann.

Herzinfarkt und Herzkrankheiten

Bluthochdruck macht die Arterien weniger elastisch, was die Versorgung des Herzens mit Blut und Sauerstoff behindert und Herzkrankheiten verursacht:

  • Angina pectoris
  • Bei einem Herzinfarkt ist die Blutversorgung des Herzens blockiert. Der Herzmuskel beginnt ohne ausreichend Sauerstoff abzusterben.
  • Bei einer Herzinsuffizienz ist das Herz zu schwach, um die anderen Organe ausreichend mit Blut zu versorgen.

Schlaganfälle und Gehirnprobleme

Bluthochdruck kann die für die Versorgung des Gehirns zuständigen Arterien schädigen. So entsteht ein Schlaganfall, der viele Gehirnzellen tötet, weil sie nicht genug Sauerstoff bekommen.

Das kann zu schweren Beeinträchtigungen von Sprache, Bewegungen und weiteren Funktionen des Körpers führen oder sogar tödlich sein.

Nierenerkrankungen

Ein zu hoher Blutdruck kann die Nieren schädigen. (Quelle: internisten-im-netz.de)

Autogenes Training und das vegetative Nervensystem

Ist es möglich, solchen schweren Schäden vorzubeugen, indem man sich entspannt auf den Rücken legt und sich selbst gut zuredet? 

Die entspannende Wirkung des autogenen Trainings lässt zunächst die messbaren Blutdruckwerte etwas sinken. Das Training kann auch dabei helfen, die Blutzirkulation zu verbessern und damit das Herz-Kreislauf-System zu stärken. 

Beide Wirkungen beruhen auf der Tatsache, dass wir unser vegetatives Nervensystem bewusst beeinflussen können. 

Normalerweise entziehen sich Funktionen wie der Blutdruck und der Puls unserer Kontrolle. Über den Umweg über das Gehirn und die Spannungszustände der Muskeln wird es aber möglich, auch diese Vorgänge zu verändern. Unsere Gedanken lösen eine ganze Reihe von Vorgängen aus, durch die sich erst einmal die Atmung und die Verdauung beruhigen.

Japanische Forscher, die sich unterhalten

Bestätigung durch Studien

Die Wirksamkeit des autogenen Trainings ist durch viele Studien bestätigt, wie etwa Maximilian Bregenzer für seine medizinische Doktorarbeit an der Universität Regensburg recherchiert hat. (Quelle: epub.uni-regensburg.de)

Eine der anschaulichsten Studien zur Wirksamkeit des autogenen Trainings erschien im Dezember 1996 in der Fachzeitschrift Perceptual and Motor Skills.

Für diese Studie überwachten japanische Wissenschaftler den Blutdruck und die Herzfrequenz von zehn Patienten mit Bluthochdruck sieben Tage lang in 30-Minuten-Intervallen, bevor sie mit dem autogenen Training begannen. Einen oder zwei Monate nach Beginn der regelmäßigen (dreimal täglichen) Anwendung des autogenen Trainings überwachten sie die Werte erneut.

Das Ergebnis war, dass sich der systolische Wert zwischen 3 und 17 mmHg reduziert hatte. Die Hälfte der Patienten wies sogar Änderungen zwischen 7 und 17 mmHg auf, die als statistisch signifikant gelten. (Quelle: pubmed.ncbi.nlm.nih.gov)

Physiologische Wirkungen

Auf der Ebene der Biochemie scheint diese Wirkung durch Stickstoffmonoxid vermittelt zu werden. Diese Verbindung dient dem Körper dazu, Blutgefäße bei Bedarf zu entspannen und zu erweitern, um den Blutdruck zu regulieren. (Quelle: pharmazeutische-zeitung.de)

Blutdruckmedikamente nicht plötzlich absetzen!

Nach den ersten vier Wochen des Trainings geht es mir in vieler Hinsicht ein kleines bisschen besser. Das Üben ist für mich zur willkommenen Entspannung im Alltag geworden. Trotzdem werde ich in nächster Zeit nicht einfach aufhören, mein Blutdruckmedikament zu nehmen.

Der Körper gewöhnt sich nämlich an den Wirkstoff und die plötzliche Absetzung der Tabletten könnte zu starken Blutdruckschwankungen führen. 

Allen, denen es gelingt, durch eine konsequente Änderung des Lebensstils den Blutdruck zu senken, empfehlen Ärzte normalerweise, die Medikamente gezielt ausschleichen zu lassen. (Quelle: apotheken-umschau.de)

Voraussichtlich werde ich mich im kommenden Frühjahr mit meinem Hausarzt unterhalten und fragen, ob es in absehbarer Zeit möglich sein wird, die Tabletten abzusetzen.

Grafische Darstellung der chemischen Verbindung des Blutdruckmedikaments Candesartan

Wie kann man autogenes Training lernen?

Falls Sie nun Lust bekommen haben, das autogene Training selbst auszuprobieren, ist es am besten, einen Kurs unter der Anleitung einer erfahrenen Person zu machen. Viele Volkshochschulen bieten Kurse an. Manche Krankenkassen fördern solche Kurse durch Bonusprogramme mit Zuschüssen. 

Wenn Sie sich schon vor einem Kurs in das Thema einlesen, oder das autogene Training im Selbststudium erlernen wollen, empfehle ich das Übungsbuch von Dr. Hannes Lindemann. (Quelle: penguinrandomhouse.de)

Egal, ob Sie unter Anleitung oder im Selbststudium üben: Ideal wäre es, dreimal täglich etwa 20 Minuten dafür einzuplanen. Die Mindestanforderung liegt bei einem Training pro Tag, am besten vor dem Schlafengehen.

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  1. https://de.wikipedia.org/wiki/Autogenes_Training#Geschichte
  2. https://www.pulstreiber.de/interviews-lesen/interview-ruediger-nehberg.html
  3. https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/bluthochdruck/auswirkungen.html
  4. https://epub.uni-regensburg.de/31087/1/Doktorarbeit%20Maximilian%20Bregenzer.pdf
  5. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/9017758/
  6. https://www.pharmazeutische-zeitung.de/2015-07/blutdruck-so-wird-reguliert/
  7. https://www.apotheken-umschau.de/medikamente/basiswissen/absetzen-medikamente-gezielt-ausschleichen-722505.html
  8. https://www.penguinrandomhouse.de/Taschenbuch/Autogenes-Training/Hannes-Lindemann/Goldmann/e133380.rhd

Dieser Artikel enthält keine medizinischen Ratschläge und ersetzt auch nicht eine ärztliche Beratung. Er dient ausschließlich informativen Zwecken. Wenden Sie sich bei allen Fragen der Gesundheit oder im Krankheitsfall unbedingt an einen Arzt oder Apotheker und lesen Sie auch die Beipackzettel Ihrer Medikamente vor Einnahme sorgfältig durch.

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