Ein grundlegender Bestandteil des menschlichen Lebens – sowie der individuellen Erfahrungen – ist die Sexualität. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Gesellschaft zunehmend mit diesem Thema auseinandergesetzt und nicht zuletzt deshalb sangen Salt ’n’ Pepa bereits in den 90er Jahren sehr erfolgreich “Let’s talk about sex”.
Diese gesellschaftliche Veränderung hat ein Bewusstsein für sexuelle Vielfalt, Aufklärung und sexuelle Gesundheit geschaffen.
Es wird immer deutlicher, dass diese positive Einstellung zur Sexualität nicht nur das individuelle Wohlbefinden verbessern, sondern auch die Welt um uns herum nachhaltig verändern kann.
In diesem Artikel werden wir die Gründe darlegen, warum eine positive Einstellung zur Sexualität einen bedeutenden Einfluss haben kann.
Befreiung von Scham und Stigmatisierung
Eine positive Einstellung zur Sexualität beinhaltet die Befreiung von Scham und Stigmatisierung. Indem wir offen und respektvoll über Sexualität sprechen, können wir das Tabu brechen und eine Atmosphäre schaffen, in der Menschen frei über ihre Bedürfnisse, Wünsche und Fragen sprechen können.
Die bekannte US-Forscherin Brené Brown hat dazu 2006 das Konzept zu Scham und dem Umgang mit dieser Scham, der sogenannten Schamresistenz, vorgestellt. Obwohl sich Ihr Modell hauptsächlich auf Frauen bezieht, können die dort beschriebenen Strategien und Prozesse von jedem angewendet werden. (Quelle: sagepub.com)
Förderung von sexueller Bildung
Eine positive Einstellung zur Sexualität fördert auch die sexuelle Bildung. Indem wir offene und zugängliche Informationen über Körper, Beziehungen, Konsens, Verhütung und sexuelle Gesundheit bereitstellen, können wir dazu beitragen, dass Menschen fundierte Entscheidungen treffen und ein gesundes sexuelles Leben führen können.
Die UNESCO hat zur Förderung von sexueller Bildung ein umfassendes Programm erstellt, das unter dem Kürzel CSE (comprehensive sexuality education) bekannt ist.
Das CSE stellt Sexualität positiv dar und betont Werte wie Respekt, Integration, Nicht-Diskriminierung, Gleichheit, Empathie, Verantwortung und Gegenseitigkeit.
Es stärkt gesunde und positive Werte in Bezug auf Körper, Pubertät, Beziehungen, Sexualität und Familienleben. (Quelle: unesco.org)
Diese positiven Werte sind die Hauptgründe, warum sexuelle Erziehung und Bildung mittlerweile Einzug in den Schulunterricht viele Länder gefunden hat und eine Streichung aus dem Unterrichtskalender wäre ein Verlust dieser Werte.
- Erektionsstörungen
- STI Tests
- Asthma
- Übergewicht
- Bluthochdruck
- und viele mehr
Akzeptanz sexueller Vielfalt
Eine positive Einstellung zur Sexualität bedeutet auch die Akzeptanz sexueller Vielfalt. Jeder Mensch hat das Recht, seine sexuelle Orientierung und Identität frei auszuleben, ohne Diskriminierung oder Vorurteile zu erfahren.
Eine Welt, in der sexuelle Vielfalt akzeptiert und respektiert wird, kann zu einem Ort der Inklusion und Gleichberechtigung werden.
Die größte Demonstration sexueller Vielfalt in Deutschland findet jedes Jahr mit der Love Parade am Christopher Street Day in Berlin statt. Hier feiern Menschen jeglicher sexueller Orientierung und wie ein ehemaliger regierender Bürgermeister von Berlin es so schön sagte: „Und das ist auch gut so“. (Quelle: csd-berlin.de)
Bei der Akzeptanz der eigenen Sexualität spielen bei Jugendlichen naturgemäß die eigenen Eltern eine große Rolle. Eine Studie im Journal of Research on Adolescence berichtet, dass etwa 75 % der befragten Eltern zum Zeitpunkt der Offenbarung einer gleichgeschlechtlichen Identität diese mehr oder weniger akzeptiert hätten. Lediglich 15 % lehnten diese völlig ab. (Quelle: wiley.com)
Jedoch verbesserte sich mit der Zeit die elterliche Akzeptanz durch wiederholte Gespräche, Kontakte der Eltern mit LGB-Personen sowie Liebe und Engagement der Eltern in der Beziehung. Eine Verbesserung der Akzeptanz sexueller Vielfalt ist also mit der Zeit durchaus möglich.
Förderung der Kommunikation in Beziehungen
Eine positive Einstellung zur Sexualität fördert offene und ehrliche Kommunikation in Beziehungen. Indem wir über sexuelle Bedürfnisse, Grenzen und Fantasien sprechen, können wir unsere Partnerschaften stärken und ein erfülltes Sexualleben aufbauen.
Offene Kommunikation kann auch dazu beitragen, Missverständnisse und Konflikte zu vermeiden. Die BKK beschreibt, dass Ehrlichkeit meistens eher zu einem besseren Sexleben führt, auch wenn sie zunächst Überwindung kostet.
Denn es ist klar, dass unerfüllte Bedürfnisse auf Dauer jede Beziehung gefährden können. (Quelle: meine-krankenkasse.de)
Manchmal ist uns selbst nicht klar, was wir genau anders haben wollen, was eine wunderbare Möglichkeit ist, sich – zusammen mit dem Partner oder allein – auf eine Entdeckungstour zu begeben. Wir sollten uns Zeit für ein Gespräch nehmen, und zwar bald, denn je länger wir nichts unternehmen, desto schwieriger wird es.
Stärkung des individuellen Wohlbefindens
Eine positive Einstellung zur Sexualität kann das individuelle Wohlbefinden stärken. Indem wir unsere sexuelle Identität akzeptieren und unsere Bedürfnisse respektieren, können wir ein gesundes Selbstbewusstsein und eine positive Körperwahrnehmung entwickeln. Dies trägt zu einem insgesamt positiven Lebensgefühl bei.
In der Vergangenheit wurde das Thema sexuelle Gesundheit vor allem mit Blick auf die möglichen negativen Folgen für die Gesundheit gesehen. Die Gefahren sexueller Aktivitäten wie sexuell übertragbare Infektionen (Sexually Transmitted Infections – STI), HIV/Aids, ungewollte Schwangerschaft, sexuelle Nötigung und sexuelle Gewalt standen im Zentrum der Aufmerksamkeit.
Die neuen Ergebnisse deuten darauf hin, dass sexuelle Gesundheit, körperliche Gesundheit, mentale Gesundheit und allgemeines Wohlbefinden positiv mit sexueller Befriedigung, sexuellem Selbstwertgefühl und sexueller Lust assoziiert sind.
Die positiven Auswirkungen einer sexuellen Befriedigung sollten in Programmen, die darauf abzielen, die gesundheitliche Situation durch Angebote, Prävention und sexuelle Aufklärung zu verbessern, berücksichtigt werden. (Quelle: springer.com)
Veränderung der gesellschaftlichen Normen
Eine positive Einstellung zur Sexualität hat das Potenzial, gesellschaftliche Normen zu verändern. Indem wir Vorurteile abbauen und aufklären, können wir eine Kultur der sexuellen Freiheit, Gleichberechtigung und Respekt schaffen.
Dies kann dazu beitragen, dass Menschen in einer freieren und gerechteren Gesellschaft leben. Denn die sexuelle Identität des Menschen ist keineswegs nur biologisch, sondern in erheblichem Maße auch neurologisch, psychologisch sowie durch Umweltbedingungen bestimmt.
Die Gesellschaft und ihr Recht sollten diese Variabilität jenseits der natürlichen Geschlechtlichkeit jedoch mit Blick auf Orientierungsbedürfnisse nicht ignorieren. (Quelle: doi.org)
Fazit
Eine positive Einstellung zur Sexualität kann die Welt um uns herum nachhaltig verändern. Indem wir Scham und Stigmatisierung überwinden, sexuelle Bildung fördern, sexuelle Vielfalt akzeptieren, die Kommunikation in Beziehungen stärken und das individuelle Wohlbefinden fördern, schaffen wir eine offene, respektvolle und aufgeklärte Gesellschaft.
Es ist wichtig, dass wir uns als Einzelpersonen und als Gesellschaft für eine positive Einstellung zur Sexualität engagieren. Dies erfordert Offenheit, Empathie und die Bereitschaft, sich mit eigenen Vorurteilen auseinanderzusetzen.
Indem wir eine Kultur der sexuellen Freiheit, Akzeptanz und Aufklärung schaffen, können wir das Wohlbefinden und die Lebensqualität von Menschen um uns herum und weltweit verbessern.
Es liegt in unserer eigenen Verantwortung, Vorurteile abzubauen, Diskriminierung zu bekämpfen und sexuelle Rechte und Gleichberechtigung für alle zu fördern.
Jeder Einzelne kann dazu beitragen, indem er offen über Sexualität spricht, anderen zuhört, Respekt zeigt und sich für eine inklusive und aufgeklärte Gesellschaft einsetzt.
Lassen Sie uns diese Reise hin zu einer positiven Einstellung zur Sexualität gemeinsam antreten und eine Welt gestalten, in der alle Menschen ihr volles sexuelles Potenzial entfalten können.