- Warum medizinisches Cannabis für manche Patienten die einzige Hoffnung darstellt
- Welche Alternativen bei chronischen Schmerzen häufig versagen
- Bei welchen Krankheiten Cannabis unverzichtbar ist
- Welche Hürden die Etablierung von medizinischem Cannabis erschweren
- Wie Sie zur Entstigmatisierung von Cannabis beitragen können

Cannabis und die Alternativen bei starken Schmerzen
Bis zu ein Fünftel der Menschen in Deutschland leiden unter chronischen Schmerzen. Hinter dieser nüchternen Zahl stehen die Schicksale von Patienten, deren Leben oft unverträglich wird, wie die Erfahrungsberichte auf der Seite der Deutschen Schmerzgesellschaft zeigen:
„Mein psychischer Zustand verschlechterte sich in der Zeit sehr stark. Der ständig vorhandene Schmerz, das immer stärker werdende Gefühl der Hilflosigkeit und vor allem die Erfahrung, dass kein Arzt mir helfen kann, zwangen mich zu der Erkenntnis, dass ich diesem Schmerz nur dadurch entrinnen kann, wenn ich mein Leben beende. Hoch selbstmordgefährdet hat mich meine damals behandelnde Scherztherapeutin in eine psychosomatische Klinik eingewiesen. Dort wurde ich u. a. durch einen, der damals sehr seltenen Spezies, einen Schmerz-Psychotherapeuten behandelt. Er schaffte es, mir klar zu machen, dass ich meinen chronischen Schmerz nie mehr loswerden würde.“ – Patientenbericht auf der Seite der Deutschen Schmerzgesellschaft e. V.
Ein zentraler Pfeiler der Schmerztherapie sind Opiate. Sie gelten als äußerst wirksam, bringen jedoch das erhebliche Risiko einer Abhängigkeit mit sich. Schon nach kurzer Einnahmedauer kann es zu einer körperlichen und psychischen Sucht kommen.
Darüber hinaus sind die Nebenwirkungen von Opiaten (darunter Atemdepression, Übelkeit und kognitive Beeinträchtigungen) schwerwiegend und für viele Betroffene nicht tragbar. Auch andere Medikamente wie nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) oder Antikonvulsiva haben ihre Grenzen. Langfristiger Gebrauch schädigt die Leber, die Nieren oder den Magen-Darm-Trakt.
Für diejenigen, die pharmazeutische Behandlungen nicht vertragen oder ablehnen, bleiben oft nur alternative Therapien. Akupunktur, Hypnose oder spezielle Massagetechniken werden als ergänzende Maßnahmen angeboten.
Doch die Wirksamkeit dieser Methoden ist wissenschaftlich umstritten. Während einige Patienten über spürbare Verbesserungen berichten, fehlen häufig Studien, die eine klare Wirksamkeit belegen. Hinzu kommt, dass diese Ansätze zeitaufwändig und kostenintensiv sind. Der Erfolg bleibt trotzdem ungewiss.
Für viele Menschen, die dringend eine verträgliche und langfristige Behandlung zur Linderung ihrer Schmerzen brauchen, stellt medizinisches Cannabis die letzte Hoffnung dar.

Vorbehalte gegen Cannabis
Die medizinische Nutzung von Cannabis stößt oft auf Vorbehalte. Manche sind sachlich begründet, andere ideologisch geprägt. Einer der häufigsten Einwände ist die Befürchtung, dass Cannabis als Einstiegsdroge fungieren könnte.
So argumentierte der ehemalige Leiter des UN-Büros für Drogenkriminalität, Antonio Maria Costa, noch vor einigen Jahrzehnten in einem Weltdrogenbericht dass „die Verharmlosung von Cannabis Risiken birgt, weil sie das Tor zu härteren Drogen öffnen kann“.

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- Asthma
- Übergewicht
- Bluthochdruck
- und viele mehr

Ein weiterer Kritikpunkt ist ideologischer Natur. Cannabis wird nach wie vor mit der Hippie-Kultur der 1960er Jahre assoziiert, die als Symbol für Rebellion und ein unkonventionelles Leben stand. Diese Wahrnehmung führt dazu, dass Cannabis in manchen Kreisen noch immer als gefährlich und gesellschaftlich unerwünscht angesehen wird.
Wissenschaftliche Bedenken richten sich vor allem auf die schädlichen Auswirkungen von Cannabis auf Jugendliche. Eine Studie aus dem Jahr 2021 mit Daten von 799 jugendlichen Teilnehmern aus mehreren europäischen Ländern belegte durch Hirnscans, dass sich das Gehirn von Jugendlichen durch den Langzeitkonsum von Cannabis als Rauschmittel verändert und Persönlichkeitsveränderungen auftreten.
Es ist also notwendig, Cannabis vor allem bei jungen Menschen kontrolliert einzusetzen. Gegen unbegründete Vorurteile gibt es jedoch gute medizinische Argumente.
Während einige Fachleute darauf hinweisen, dass Cannabis-Konsumenten manchmal auch härtere Drogen ausprobieren, besteht die momentan herrschende Auffassung unter Sozialwissenschaftlern darin, dass soziale und psychologische Faktoren wie Leben in der Großstadt, Missbrauchserfahrungen oder ein instabiles Elternhaus eine viel größere Rolle spielen als die Substanz selbst.
Bei diesen Krankheiten ist Cannabis unverzichtbar
Wenn andere Behandlungen versagen oder unerträgliche Nebenwirkungen verursachen, ist Cannabis die einzige akzeptable Behandlung. Deshalb sollte es in der modernen Medizin einen festen Platz haben.
Das gilt vor allem bei Krankheitsbildern, bei denen klassische Therapien an ihre Grenzen stoßen:
Chronische Schmerzen
Eine der zentralen Indikationen für medizinisches Cannabis sind die schon erwähnten chronischen Schmerzen, insbesondere bei Patienten, die auf konventionelle Schmerzmittel nicht ansprechen oder sie wegen ihrer Nebenwirkungen nicht vertragen.
Dr. Franjo Grotenhermen, ein führender Experte für Cannabis in der Medizin, erklärt auf der Website der International Alliance for Cannabinoid Medicine: „Cannabis ist kein Wundermittel und hilft nicht allen Patienten!“ Aber für manche Patienten ist es seiner Ansicht nach die beste oder sogar einzige Option.
Spastik bei Multipler Sklerose
Ein weiteres Anwendungsgebiet, in dem Cannabis eine herausragende Rolle spielt, ist die Behandlung von Krämpfen (Spastik) bei Multipler Sklerose. Cannabispräparate wie Sativex® reduzieren die Muskelsteifheit und Krämpfe.
In vielen Fällen berichten Patienten nicht nur über eine Abnahme der Symptome, sondern auch über eine Verbesserung ihrer Mobilität und ihres Schlafes.
Übelkeit und Appetitlosigkeit bei einer Chemotherapie
Bei Krebspatienten, die sich einer Chemotherapie unterziehen, gehört die Behandlung mit Cannabis zu den am besten dokumentierten Einsatzgebieten. Cannabis kann Übelkeit reduzieren und gleichzeitig den Appetit fördern. Beides sind entscheidende Faktoren für die Lebensqualität und die Genesung.
Der US-amerikanische Onkologe Dr. Donald Abrams betont in einem Fachartikel aus dem Jahr 2019, dass Cannabis nicht nur die Nebenwirkungen einer Chemotherapie lindern kann, sondern oft auch die emotionale Belastung durch die Diagnose verringert.
Epilepsie bei Kindern
Ein besonders eindrückliches Beispiel für den Nutzen von medizinischem Cannabis ist die Behandlung schwerer Formen von Epilepsie wie des Dravet-Syndroms. Für diese Kinder gibt es oft keine wirksamen Alternativen, während CBD (Cannabidiol) die Anfallshäufigkeit drastisch reduziert.
Was noch geschehen muss, um medizinisches Cannabis zu etablieren
Damit sich die Behandlung mit Cannabis für die Menschen, die es wirklich brauchen, durchsetzen kann, braucht es vor allem eine Entstigmatisierung und geeignete Rahmenbedingungen.
Mehr Forschung und Schulung der Ärzte
Obwohl die therapeutischen Effekte von Cannabis in vielen Bereichen gut dokumentiert sind, fehlen immer noch umfangreiche Studien, um die Wirkmechanismen und optimalen Dosierungen zu präzisieren.
Auch die medizinische Ausbildung spielt eine Rolle. Viele Ärzte fühlen sich bei der Verschreibung von Cannabis unsicher, weil es in der medizinischen Ausbildung oft nicht behandelt wird. Hier sollten Schulungen und Fortbildungen ansetzen.
Vereinfachter Zugang für Patienten
Betroffene kritisieren die bürokratischen Hürden, die mit der Verschreibung von medizinischem Cannabis verbunden sind. In Deutschland können die Krankenkassen die Übernahme der Kosten ablehnen. Dazu sagt der Geschäftsführer des Deutschen Hanfverbandes, Georg Wurth: „Zu viele Anträge werden nicht genehmigt, und immer wieder setzen sich Patienten erst vor Gericht gegenüber den Kassen durch.“
Unterstützung durch die Politik
Die Politik sollte sich bemühen, die Erforschung des Themas zu fördern und die rechtlichen Regelungen zu verbessern, weil es trotz Cannabis Legalisierung aktuell noch Reibungspunkte gibt.
Entstigmatisierung und Aufklärung
Der vielleicht wichtigste Schritt ist die Entstigmatisierung von Cannabis als Medizin. Hier sind Aufklärungskampagnen nötig, die den Unterschied zwischen medizinischem Einsatz und Freizeitkonsum deutlich machen.
Auch Sie können dabei mitwirken, indem Sie sich über das Thema informieren, Artikel in den sozialen Medien teilen, Leserbriefe schreiben oder bei Patientenorganisationen mitarbeiten. Es gibt viele Wege, etwas beizutragen, damit die Patienten, für die medizinisches Cannabis die einzige Hoffnung ist, zu ihrem Recht kommen.

Fazit: Manche Patienten brauchen Cannabis!
Medizinisches Cannabis ist für viele Menschen die letzte Hoffnung auf ein einigermaßen gesundes Leben. Doch die Diskussion ist immer noch von Vorurteilen und Unsicherheiten geprägt.
Während ideologische Bedenken und unzureichende Daten dringend nötige Fortschritte bremsen, gibt es viele Patienten, für die Cannabis die einzige vertretbare Therapieoption darstellt.
Um dieses Potenzial voll auszuschöpfen, braucht es gezielte Maßnahmen. Dabei gilt es, Cannabis weder zu glorifizieren noch zu verteufeln, sondern als das zu betrachten, was es ist: Ein dringend benötigtes Arzneimittel.
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