- Für welche Erkrankungen Medizinalcannabis eine Behandlungsmöglichkeit darstellt
- Welche Erfahrungen kranke Menschen mit medizinischem Cannabis gemacht haben
- Wer Cannabis verschreiben darf und aus welchen Gründen
- Wie Betroffene die Kostenübernahme bei der Krankenkasse durchsetzen können
- Welche Tipps und Empfehlungen Patienten für andere haben

Für wen ist medizinisches Cannabis eine echte Option?
In Deutschland leben mehr als ein Drittel der Einwohner mit einer Erkrankung, die sich über Jahre hinzieht und deswegen als chronisch gilt.
Sie leiden unter Schmerzen, Unwohlsein, psychischen Problemen und anderen Symptomen. Vielen von ihnen kann mit einer Therapie mit medizinischem Cannabis geholfen werden.
Unter anderem gelten diese Erkrankungen als behandlungsfähig mit einem Präparat aus der Hanfpflanze:
- Krampfanfälle oder Spastizität, zum Beispiel bei Multipler Sklerose und Epilepsie
- chronische Schmerzen
- Übelkeit als Nebenwirkung von Chemotherapien
- gegen Appetitlosigkeit bei zahlreichen Krankheiten
- Tourette und ADHS
- Schlaf- und Angststörungen
Die Wirkweise von Cannabis mit seinen Inhaltsstoffen THC, CBD und zahlreichen weiteren ist längst noch nicht umfassend erforscht und verstanden worden.
Führende Experten wie Prof. Kirsten Müller-Vahl von der Medizinischen Hochschule Hannover gehen davon aus, dass das Potenzial der Pflanze sehr hoch ist. „Cannabis-Zubereitungen entfalten zahlreiche therapeutische Wirkungen. Sie haben antispastische, schmerzlindernde, antiemetische, neuroprotektive und entzündungshemmende Eigenschaften und sind wirksam gegen bestimmte psychiatrische Erkrankungen.“, so die Wissenschaftlerin in einem Fachartikel.

Warum entscheiden sich Menschen für eine Cannabistherapie?
Nicht selten sind Patienten mit chronischen Krankheiten von Pontius zu Pilatus gelaufen und haben nirgendwo wirksame Hilfe erhalten.
Ihnen wurden haufenweise Medikamente verschrieben, die oft schwere Nebenwirkungen auslösten, das eigentliche Problem aber nicht in den Griff bekamen.
Einer von ihnen ist Dominik, ein Patient mit der chronischen Darmerkrankung Morbus Crohn. Diese Krankheit verursacht Entzündungen im Verdauungstrakt, teils starke Schmerzen und durch häufige Durchfälle ausgelöste Mangelernährung und Untergewicht.
Aktuell gilt die Erkrankung als nicht heilbar. Als ihm niemand helfen konnte, nimmt Dominik die Therapie selbst in die Hand: „Ich habe es dann selbst ausprobiert und beobachtet, dass ich weniger Krämpfe und weniger Schmerzen hatte. Also habe ich mich auf Arztsuche begeben. Das war allerdings schon 2015. […] Als 2017 das Gesetz beschlossen wurde, war ich natürlich sehr glücklich und habe mich sofort auf erneute Arztsuche begeben. 2018 habe ich dann auch ärztliche Unterstützung gefunden.“
Patienten haben das Recht, bei einer Ablehnung der Kostenübernahme durch die Krankenkasse Widerspruch einzulegen. Viele Patienten bekommen erst nach dem zweiten Versuch eine Genehmigung.
Geschichten aus der Praxis
Wie Dominik ergeht es vielen Menschen mit Problemen, die die Schulmedizin bisher nicht in den Griff bekommt.
Fallbeispiel Multiple Sklerose
Die Südtirolerin Birgit leidet unter der neurodegenerativen Krankheit Multiple Sklerose, die Symptome wie Nervenstörungen, Einschränkungen des Sehvermögens sowie Schmerzen und Taubheitsgefühle an verschiedenen Körperteilen hervorrufen kann.
In einem Interview erzählt Birgit, dass sie ganzheitliche Linderung ihrer Schmerzen erfährt, besser atmen kann und mehr Beweglichkeit in ihren Fingern hat, seitdem sie auf ein CBD-haltiges Präparat umgestiegen ist. Den Unterschied zu ihrer vorherigen Behandlung bewertet Birgit als „gigantisch“. Ihre gesamte Lebensqualität habe sich verändert „wie Tag und Nacht“.
Fallbeispiel Epilepsie
Der Epilepsiepatient Christoph berichtet in einem anderen Interview von einer langen Liste an pharmazeutischen Präparaten, die er ausprobiert hat, seit seine Krankheit mit 13 Jahren diagnostiziert wurde.
Erst seit er eine Kombinationsbehandlung aus einem Antiepileptikum und Medizinalcannabis verwendet, ist er symptomfrei und kann normal und ohne epileptische Anfälle als Freelancer arbeiten.
Fallbeispiel chronische Schmerzen
Max hat aufgrund eines Schädel-Hirn-Traumas zahlreiche körperliche Einschränkungen und Fehlfunktionen, von denen er in einem bewegenden Videobericht erzählt.
Nach jahrelangem Leidensweg hat er endlich Linderung mit einer Cannabistherapie gefunden. Der Weg dorthin war jedoch schwierig und alles andere als geradlinig. Max kann, wie viele andere, erst seit 2017 auf Cannabis als Arzneimittel zugreifen.

- Erektionsstörungen
- STI Tests
- Asthma
- Übergewicht
- Bluthochdruck
- und viele mehr

Wer darf medizinisches Cannabis verschreiben?
Nach der Legalisierung von Cannabis im Jahr 2024 ist der Zugang zu Medizinalcannabis von bedürftigen Patienten deutlich einfacher geworden.
Der Wirkstoff fällt nun nicht mehr unter das Betäubungsmittelgesetz und darf von Medizinern zahlreicher Fachrichtungen verschrieben werden. Zu ihnen zählen unter anderem:
- Internisten
- Onkologen
- Gynäkologen
- Allgemeinmediziner
- Rheumatologen
- Psychiater
- Neurologen
Lediglich Zahn- und Tierärzte sind nicht berechtigt, ein Rezept über Cannabis auszustellen.
Die Verfügbarkeit von medizinischem Cannabis variiert von Apotheke zu Apotheke. Patienten sollten sich frühzeitig um eine zuverlässige Bezugsquelle kümmern, um Engpässe zu vermeiden.
Welche Voraussetzungen müssen Patienten erfüllen?
Zu den Erkrankungen, die ein Rezept für medizinisches Cannabis rechtfertigen, gehören folgende:
- Epilepsie
- chronische Schmerzen
- Multiple Sklerose
- Nebenwirkungen von Chemotherapien
- Tourette-Syndrom
- Darmerkrankungen
Es muss für eine Kostenübernahme vonseiten der Krankenkassen jedoch der Nachweis erbracht werden, dass die Mittel der herkömmlichen Therapien ausgeschöpft sind und dass es eine realistische Aussicht auf Besserung für den Patienten gibt.
Insgesamt ist der Prozess jedoch um ein Vielfaches einfacher geworden, als er vor der Legalisierung von Cannabis gewesen ist, wie unter anderem Schmerzpatient Max berichtet.
Wolfgang H., 71 Jahre alt, hatte sich schon fast mit den Schmerzen und den ständigen Angstzuständen abgefunden – bis er Cannabis entdeckte. Die Pflanze veränderte seinen Alltag komplett. Heute ist er schmerzfrei und schläft endlich wieder durch.
Was tun, wenn es Schwierigkeiten gibt?
Auch nachdem der Zugang zu medizinischen Cannabis stark vereinfacht wurde, sperren sich Krankenkassen oft gegen eine Übernahme der Kosten.
Im Antrag auf Genehmigung muss der verordnende Arzt begründen, was zum Rezept für Hanf geführt hat. Anschließend darf die Krankenkassen den Antrag nur „in begründeten Ausnahmefällen ablehnen“.
Sollte dies der Fall sein, lohnt sich ein Widerspruch, entweder mit Hilfe einer Cannabisvereinigung oder mit anwaltlicher Unterstützung. Schlimmstenfalls kann eine Übernahme der Kosten durch die Krankenkassen vor einem Sozialgericht erstritten werden.
Tipps von Patient zu Patient
Unter den Patienten, denen Medizinalcannabis geholfen hat, trotz einer schweren Erkrankung ein deutlich besseres Leben zu führen, befinden sich viele, die anderen Leidenden den Zugang zum Wirkstoff erleichtern möchten.
Der Bund Deutscher Cannabis-Patienten e.V. verfolgt dieses Ziel seit geraumer Zeit: „Als gemeinnütziger Verein setzen wir uns für die Interessen von chronisch schwerkranken Menschen ein. Unser Hauptziel ist die Förderung des sicheren und legalen Zugangs zu hochwertigen Cannabisarzneimitteln. Wir erkennen die Bedeutung der Cannabistherapie in der modernen Medizin an und engagieren uns dafür, dass deren therapeutische Anwendungen angemessen anerkannt werden.“
Hier finden Interessierte gut fundierte Beratungsangebote für ihre individuellen Bedürfnisse. Kranken können sich umfassend informieren und bei ihrem Weg zu medizinischem Cannabis unterstützen lassen.

Fazit – medizinisches Cannabis kann Leben verändern
Medizinisches Cannabis bietet für viele Patienten, die unter schwersten Einschränkungen ihres Alltags leben müssen, eine echte Chance auf mehr Lebensqualität.
Der Weg zur Therapie ist zwar in den vergangenen Jahren leichter geworden, aber leider immer noch allzu oft durch Unverständnis und Ablehnung auf Seiten von Ärzten und Krankenkassen geprägt.
Eine wichtige Grundlage, um die Therapieoption in Deutschland bei Bedarf durchzusetzen, ist gute Information über die Rahmenbedingungen sowie der Austausch mit anderen Betroffenen.
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