Frauen jenseits der 40 sehen sich früher oder später mit hormonellen Umstellungen konfrontiert, ein Prozess, der sich über mehrere Jahre erstreckt und mit dem definitiven Ausbleiben der monatlichen Regelblutung endet.
Diese Zeit wird im Volksmund als Wechseljahre bezeichnet. Der medizinische Fachausdruck heißt Klimakterium.
Die hormonellen Veränderungen im weiblichen Körper finden in drei Etappen statt. Oft unbemerkt und Jahre vor der eigentlichen Menopause produzieren die Eierstöcke immer weniger Progesteron und schließlich auch Östrogen. Die Monatsblutungen werden in dieser Zeit häufig unzuverlässiger, die Fruchtbarkeit nimmt ab. Diese erste Phase des Klimakteriums nennt man Prä-Menopause. (Quelle: frauenaerzte-im-netz.de)
Unmittelbar, bevor die Blutungen ganz aufhören, tritt der weibliche Körper in die Perimenopause ein, und hier wird es für viele Frauen anstrengend. Östrogen- und Progesteron-Level steigen und fallen, der Zyklus wird unregelmäßig und die viel gefürchteten Wechseljahrsbeschwerden können auftreten.
Dazu zählen:
- Stimmungsschwankungen und die Gefahr von Depressionen
- Schlafstörungen
- Hitzewallungen
- Veränderung im sexuellen Verlangen
- Scheidentrockenheit
- Blasenschwäche
- Veränderte Cholesterinwerte
- Neigung zu Osteoporose
(Quelle: mayoclinic.org)
Doch damit nicht genug. Es kann außerdem zu
- zunehmender Gesichtsbehaarung
- dünner werdender Kopfbehaarung
- Muskel- und Gelenkschmerzen
- Gewichtszunahme
- Hautproblemen wie Pigmentflecken und Falten
kommen.
(Quelle: frauenaerzte-im-netz.de)
Viele Frauen erleben die Prä- und Perimenopause beschwerdefrei und ohne größere Einschränkungen. Diejenigen Frauen allerdings, die von einem oder mehreren dieser Symptome betroffen sind, beklagen einen hohen Verlust von Lebensqualität.
Viele von ihnen begeben sich auf die mehr oder weniger verzweifelte Suche nach Linderung und haben es dabei oft nicht leicht, im Dickicht der Informationen den richtigen Weg ausfindig zu machen. (Quelle: frauengesundheitsportal.de)
- Erektionsstörungen
- STI Tests
- Asthma
- Übergewicht
- Bluthochdruck
- und viele mehr
Was hilft – und was hilft nicht?
Es gibt eine Unzahl von Ratschlägen, Mittelchen und Pülverchen, die angeblich Wunder gegen eines oder am besten gleich alle Begleiterscheinungen des Klimakteriums bewirken. Zu den gängigsten Empfehlungen gehören Entspannungsübungen, pflanzliche Präparate, Vitamine, Sport, Antidepressiva und eine so genannte Hormonersatztherapie.
Eine am 1.1.2020 erschienene Leitlinie der Gynäkologischen Gesellschaften Deutschlands, Österreichs und der Schweiz hat sich diese Methoden genauer angesehen und entsprechende Empfehlungen zu Behandlungsansätzen während der Peri- und Postmenopause formuliert.
Wirksamkeit nachgewiesen
Den Therapien mittels Achtsamkeitstraining und Verhaltenstherapie wird hier ein bewiesener Nutzen bei geringem Risiko bescheinigt, ebenso wie der Methode „Abwarten“ beziehungsweise Placebo. Bei mittlerem Risiko gibt es ebenfalls nachweisliche Wirksamkeit für den Einsatz von Östrogenen und Tibolon, einem synthetischen Hormon.
Nutzen möglich, aber nicht nachgewiesen
Eine ganze Reihe von pflanzlichen Präparaten schafft es zumindest in die Kategorie eines möglichen Nutzens bei geringem Risiko gegen Beschwerden während des Klimakteriums. Dazu gehören Extrakte der Traubensilberkerze, Isoflavone und Rotklee, die allesamt den Phystoöstrogenen zugerechnet werden.
Einen Effekt zeigt hier auch eine an Phytoöstrogenen reiche Ernährung. Gleichwertig haben die Autoren der Leitlinie auch Johanniskraut und Akupunktur eingeordnet.
Ein möglicher Nutzen, allerdings bei mittlerem Risiko wird unter anderem auch Antidepressiva aus der Gruppe der Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) sowie der Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI) nachgesagt.
Unwahrscheinlicher Nutzen
Als nicht wahrscheinlich stuft die Leitlinie den Nutzen von Sport, Tiefenentspannung und Vitamin E bei geringem Risiko ein. Mittleres Risiko und vermutlich nutzlos sind DHEA-Steroide ebenso wie Raloxifen.
Nicht abschließend bewertet werden konnte der Nutzen von chinesischen Kräutern im Rahmen der Traditionellen Chinesischen Medizin sowie von Melatonin. (Quelle: awmf.org)
Hormonersatztherapie – Fluch oder Segen?
Lange Zeit war eine Therapie von Wechseljahrsbeschwerden durch Hormone in Verruf geraten. Eine viel beachtete Studie der US-amerikanischen Women’s Health Initiative (WHI) wurde im Jahr 2002 abgebrochen, weil das mit den angewandten Therapien verbundene Risiko für die Anwenderinnen der Hormonersatztherapie (HRT – Hormone Replacement Therapy) als zu groß eingeschätzt wurde. (Quelle: nih.gov)
Im Anschluss an den Studienabbruch ging die Zahl derjenigen Frauen, die ihre Beschwerden während der Umstellung mit Hormonen behandeln lassen wollen, dramatisch zurück. Ein Blick auf neuere Studien zeigt allerdings, dass man das Thema sehr differenziert angehen muss. (Quelle: aerzteblatt.de)
Neue Ansätze zur HRT
Der Grund dafür ist zum einen, dass man im Nachgang der Studie der WHI auf die Langzeitzahlen schauen kann und dabei feststellt, dass sich viele Zahlen Jahre nach der Beendigung relativiert haben.
Dazu gibt es heute Kritik am damaligen Studiendesign, bei dem die Teilnehmerinnen überwiegend bereits das 60. Lebensjahr überschritten hatte. Heutige Ansätze mit HRT sehen vor, Patientinnen so früh wie möglich und über einen begrenzten Zeitraum mit Hormonen zu behandeln, um das Risiko vor allem für Krebserkrankungen gering zu halten. (Quelle: aerzteblatt.de)
Darüber hinaus hat sich die Dosierung wie auch die Zuführung der Hormontherapie stark verändert. Während man vor über 20 Jahren das Östrogen in Pillenform schluckte, gibt es heute Östrogensprays, Pflaster und Gele, die über die Haut beziehungsweise die Schleimhäute aufgenommen werden. Somit muss der Wirkstoff nicht mehr durch den Magen-Darm-Trakt, wo ein erheblicher Teil von ihm wirkungslos verloren geht.
Das führt dazu, dass heute mit deutlich geringeren Dosierungen gearbeitet werden kann. Damit einher geht ein gemindertes Risiko, an einem Tumor zu erkranken, der auf Hormone reagiert. (Quelle: sprechzimmer.ch)
Nutzen und Risiken der HRT
Neuere Untersuchungen gehen davon aus, dass der Nutzen einer Hormonersatzbehandlung während der Wechseljahre für Frauen im Schnitt größer ist als die Risiken, die damit verbunden sind. Als entscheidend wird hier der Zeitpunkt für den Beginn der Behandlung gewertet.
Gleichzeitig muss für jede Patientin individuell eine Risikoabschätzung erfolgen, indem ihre medizinische Vorgeschichte, ihr Lebensstil sowie familiäre Vorbelastungen in Erwägung gezogen werden. (Quelle: medmedia.at)
Vor allem bei Frauen, die bereits kurz nach ihrem 50. Geburtstag in den Genuss einer HRT kommen, gibt es sogar einige klar positive Auswirkungen der Hormone. Das Risiko eines Diabetes mellitus vom Typ 2 zu entwickeln wird verringert und gegen die Entstehung von Darmkrebs liegt sogar eine Schutzfunktion vor.
Zwar ist das kein Anlass dafür, eine HRT zu verschreiben. Dennoch sprechen diese Fakten eine klare Sprache. (Quelle: frauenaerzte-im-netz.de)
Auch koronare Herzkrankheiten treten bei Frauen, die innerhalb von 10 Jahren nach der Menopause mit HRT behandelt werden, seltener auf. Die Gesamtsterblichkeit nimmt ebenfalls ab. (Quelle: medmedia.at)
HRT hat ebenfalls eine prophylaktische Wirkung auf das Entstehen von Osteoporose, die Anzahl und Häufigkeit von Knochenbrüchen lässt signifikant nach. Diese Wirkung lässt aber nach dem Absetzen der Therapie innerhalb von zwei Jahren wieder nach. (Quelle: osteoporosezentrum.de)
Auch in Hinblick auf eine erhöhte Thrombose-Gefahr konnte eine britische Studie von 2019 Entwarnung geben. Bei transdermaler Verabreichung der Hormone, also einer Aufnahme über die Haut, war das Risiko nicht erhöht gegenüber dem von Frauen, die keine Hormonersatztherapie erhielten. Hormone, die oral aufgenommen wurden, steigerten die Gefahr einer Thrombose um 58%. (Quelle: springer.com)
Als noch nicht abschließend geklärt, kann man die Wirkung von HRT auf die Entstehung von Brustkrebs betrachten. Fest steht, dass zumindest ein leicht erhöhtes Risiko unter der Einnahme von Östrogen gibt, ein Mammakarzinom zu entwickeln.
Es scheint aber so zu sein, dass betroffene Frauen eher übergewichtig, ehemalige Raucherinnen oder familiär vorbelastet sind. Hier muss im Einzelfall entschieden werden, ob es sich lohnt, das Risiko in Kauf zu nehmen, bis die Studienlage eindeutiger ist. (Quelle: springer.com)
Welche Präparate gibt es?
Frauen, die keine Gebärmutter mehr haben, verwenden eine Monotherapie, die ausschließlich aus einem Östrogen-Präparat besteht, zumeist Estradiol. Die Dosierung des Hormons hängt davon ab, ob es als Tablette, Spray, Gel oder Pflaster verwendet wird.
Grundsätzlich wird zunächst mit der geringstmöglichen Dosis begonnen, die dann Bedarfs-angepasst gesteigert werden kann. (Quelle: gelbe-liste.de)
Ist noch ein Uterus vorhanden, muss zusätzlich ein Gelbkörperhormon (Gestagen) verabreicht werden. Dabei handelt es sich häufig um Progesteron, das oral oder vaginal eingenommen wird. Progesteron verhindert in der Hormonersatz-Kombi-Therapie den übermäßigen Aufbau der Gebärmutterschleimhaut. (Quelle: gelbe-liste.de)
Bioidentische Hormontherapie
Im Zuge der stetigen Verfeinerung von Methoden und Dosierungen ist es inzwischen möglich, maßgeschneiderte Hormonbehandlungen für die einzelne Patientin zu schaffen. Dabei werden aus Pflanzen, wie Yams oder Soja, Hormone gewonnen, die denen von Menschen bis ins Detail ähneln.
Deshalb können sie vom Organismus besonders gut aufgenommen und verwertet werden. Damit das Präparat perfekt zu seiner Verwenderin passt, wird zunächst ein Labortest einer Speichel- oder Blutprobe analysiert.
In ausgewählten Apotheken wird anschließend das genau auf die Patientin angepasste Präparat hergestellt. Durch solche individuellen Dosierungen kann das Risiko von unerwünschten Nebenerscheinungen nochmals reduziert werden. (Quelle: frauenarztpraxis-radevormwald.de)
Unsere Empfehlung: Lassen Sie sich genau beraten
Es kann keine klare Empfehlung für oder gegen eine Hormonersatztherapie geben. Zu verschieden sind die Bedürfnisse und Ausgangspositionen der Frauen, für die sie infrage kommt.
Deswegen ist es wichtig, dass Sie sich ausführlich beraten lassen, bevor Sie eine Entscheidung treffen. Gleichzeitig sind aber die Schreckensszenarien rund um das Thema weitgehend überholt.
Für Ärzte und Patientinnen ist ein ausgewogener und objektiver Umgang mit den Belastungen, die mit den Wechseljahren einhergehen können, sinnvoll.
Unter bestimmten Umständen können zahllose Frauen sich diese Phase deutlich erleichtern, indem sie auf eine HRT zurückgreifen.