Haben Sie das gewusst? Die Lebenserwartung in Deutschland Ende des 19. Jahrhunderts lag bei unter 40 Jahren, heute dagegen liegt sie bei 78,5 (Männer) und 83,4 (Frauen) Jahren. (Quelle: Statistisches Bundesamt)
Aber geht diese Entwicklung grenzenlos immer weiter? Können Menschen eines Tages regelmäßig 150 Jahre oder gar noch älter werden?
Der nachweislich älteste Mensch
Nähern wir uns dem Thema zunächst einmal aus rein statistischer Sicht. Während Menschen bei ihrer Geburt noch vor 200 Jahren eine maximale Lebenserwartung von 40 Jahren hatten, ist die Lebenserwartung heute durchschnittlich doppelt so hoch.
Aller Statistik zum Trotze ist der nachweislich älteste Mensch die Französin Jeanne Calment, die 122 Jahre und 164 Tage alt war, als sie 1997 verstarb. (Quelle: statistik-bw.de)
In Deutschland gibt es übrigens aktuell über 20.000 Menschen, die über 100 Jahre alt sind. (Quelle: galileo.tv).
- Erektionsstörungen
- STI Tests
- Asthma
- Übergewicht
- Bluthochdruck
- und viele mehr
Was passiert in unserem Körper beim Altern?
Um besser zu verstehen, wie alt Menschen werden können und wo die Grenzen sind, sollte man zunächst einmal wissen, was überhaupt beim Alterungsprozess im Körper und mit dem Körper passiert.
Im Grunde ist das Altern eine Ansammlung von Fehlern und Schäden. Es kommen immer mehr hinzu, bis der Körper seine Grenzen erreicht hat. Man kann sich das wie ein Gebäude vorstellen, dass mit der Zeit immer mehr Risse, Roststellen und strukturelle Schwächungen bekommt.
Eines Tages sind das zu viele und das Haus fällt in sich zusammen. Bei uns Menschen sind diese Fehler und Schäden unter anderem:
- UV-Einstrahlung und andere Umwelteinflüsse
- Freie Radikale im Körper
- Fehlerhafte Genreproduktion
- Krankheiten
All diese Schäden und fehlerhaften Vorgänge führen zu Veränderungen an Molekülen, Enzymen und der DNA. Zellen und Organe können nicht mehr richtig arbeiten und das System bricht zusammen.
Über die Jahre reichern sich immer mehr Fehler bei der Reproduktion unserer Zellen an. Der Körper verliert allmählich die Fähigkeit (Resilienz), diese Fehler auszubügeln. Selbst Stammzellen, die einen wichtigen Beitrag bei der Regeneration unseres Körpers spielen, verändern sich und können somit nicht mehr im gleichen Maße zur Erneuerung unserer Zellen beitragen.
Das Altern ist nicht geplant
Man darf sich das Altern nicht als geplanten Vorgang vorstellen. Es ist eher ein unerwünschter Nebeneffekt der unzähligen Prozesse, die tagtäglich in jeder einzelnen Zelle stattfinden. Ein Mensch besteht aus rund 100 Billionen Zellen (100.000.000.000.000), das ist rund 15.000-mal so viel, als Menschen auf der Erde leben.
Da kann man sich gut vorstellen, dass hier viele Fehler vorkommen können, die sich am Ende häufen. (Quelle: spektrum.de)
Aus Sicht der Evolution ist es das einzige Ziel, sein Erbgut an die nächste Generation weiterzugeben. Daher erlebt der Körper auch im Alter um die 20 Jahre seinen absoluten Höhepunkt. Hier ist alles auf die Fortpflanzung ausgerichtet.
Im Alter hingegen spiet dieser Aspekt keine Rolle mehr. Daher hat die Evolution keinen Verwendungszweck mehr für den Körper gesehen und keine weiteren Schutzmechanismen eingerichtet.
Das Immunsystem altert besonders stark
Entscheidend für viele spätere Auswirkungen ist das Altern des Immunsystems. Im Laufe der Jahre lassen Sexualhormone den Thymus (eine Drüse des lymphatischen Systems bei Wirbeltieren und Teil des Immunsystems) schrumpfen.
In diesem mittig hinter dem Brustbein liegenden Organ entstehen die für das Immunsystem so wichtigen T-Zellen. Ab einem Alter von rund 50 Jahren werden dann praktisch gar keine T-Zellen mehr produziert, was den Körper verletzbarer macht.
Aber auch die zuvor erwähnte Veränderung der Stammzellen ist für die Schwächung des Immunsystems verantwortlich. Wir werden also immer angreifbarer und leichter empfänglich für Krankheiten.
Was passiert mit unseren Organen, wenn wir älter werden?
Praktisch alle Organe degenerieren im Laufe der Jahre. Zum Beispiel die Augen: Am besten können wir als Babys sehen, bereits im Jugendalter beginnt die Sehkraft abzunehmen. Unsere Augenlinse verliert graduell ihre Elastizität.
In einigen Organen, wie den Hoden, den Eierstöcken, der Leber und den Nieren, werden viele abgestorbene Zellen nicht mehr ersetzt. Die Funktionsfähigkeit wird dadurch immer weiter eingeschränkt.
Das Herz leidet zwar insgesamt nicht so sehr unter dem allgemeinen Alterungsprozess, jedoch wird es anfälliger für Stress und Umwelteinflüsse. Missstände werden meist erst deutlich, wenn das Herz Höchstleistungen erbringen muss. (Quelle: msdmanuals.com)
Das Gehirn passt sich dem Altern sehr gut an
Unser Gehirn ist ein absolutes Wunderwerk der Natur … und das zeigt sich auch beim Altern. Obwohl auch hier viele abgestorbene Zellen nicht mehr ersetzt werden, steuert das Gehirn dieser Entwicklung entgegen, indem es einfach die Verbindungen zu anderen Nervenzellen erhöht.
Außerdem hat es von vornherein viel mehr Zellen, als es eigentlich benötigt und kann einen Zellverlust auf diese Weise ausgezeichnet verkraften.
Das Altern beginnt bereits mit etwa 15 Jahren
Sobald der Körper weitestgehend ausgewachsen ist, beginnt auch schon der Prozess des Alterns. Natürlich nehmen wir das nicht als solchen wahr, sondern erst dann, wenn offensichtliche Anzeichen wie eine schrumpelige Haut oder graue Haare sichtbar werden.
Man geht heute davon aus, dass sich der Alterungsprozess ab dem 75. Lebensjahr noch beschleunigt. Dafür ist die Kumulation der oben genannten Fehler und Schäden verantwortlich.
Das Geheimnis der Blue Zones
Es gibt fünf Regionen auf der Erde, wo die Menschen deutlich länger leben, als im Rest der Welt. Zu diesen Regionen gehört Sardinien, die japanische Insel Okinawa, Loma Linda in Kalifornien, die Nicoya-Halbinsel in Costa Rica und Ikaria in Griechenland.
Jede dieser Regionen weist sehr besondere Charakteristika auf, jedoch fanden Forscher sechs Gemeinsamkeiten:
- Die Familie steht an oberster Stelle
- Die Menschen in den blauen Zonen (praktisch alle) rauchen nicht.
- Sie ernähren sich größtenteils pflanzlich.
- Die dort lebenden Menschen gehen ständiger, moderater körperlicher Aktivität nach.
- Auch die Alten sind sozial und religiös engagiert und in die Gemeinschaft integriert.
- Regelmäßig werden Hülsenfrüchte konsumiert.
Natürlich sind diese sechs Faktoren kein Garant für langes Leben, da in jeder Region sehr viele weitere Faktoren identifiziert wurden, jedoch könnten sie die Basis sein. Die Menschen in den blauen Zonen werden aber nicht nur älter, sie erleiden auch deutlich weniger Krankheiten, es gibt praktisch keine Morde oder Demenz, wie eine Studie, 2016 im American Journal of Lifestyle Medicine (AJLM) veröffentlicht, aufzeigt. (Quelle: sagepub.com)
Alle Regionen sind eher isoliert und die Menschen leben noch sehr traditionell. Sie ernähren sich von dem, was die Natur vor Ort zu bieten hat und kennen kaum industriell verarbeitete Lebensmittel.
Was müsste man tun, um das Altern aufzuhalten?
Um noch älter zu werden, müssten wir den Prozess des Alterns aufhalten oder zumindest verlangsamen. Da dieser Prozess jedoch, wie wir nun wissen, bereits mit 15 Jahren beginnt, müsste man also hier schon ansetzen (oder die Schäden später rückgängig machen).
Schaut man sich die Vorgänge an, die am Altern beteiligt sind, wird man schnell erkennen, dass ein Eingreifen praktisch unmöglich ist. Es sind einfach zu viele Bereiche, Abläufe, Prozesse und Zusammenhänge davon betroffen. Hier ein winziger Ausschnitt des Maßnahmenkatalogs:
- Aktivierung der Stammzellenproduktion
- Aktivierung des Thymus (oder rechtzeitiger Schutz)
- Ersatz der fehlenden Zellen in Leber, Nieren und Geschlechtsorganen
- Weichmachen verkalkter Blutgefäße
- Knochendichte erhöhen
- Elastizität der Augenlinse und aller Sehnen und Bänder wieder herstellen
- Wiederherstellung des vollen Geruchs- und Geschmackssinns
- Anregung der Speichelproduktion und Aufbau von Zahnscdchmelz
- Rückgängigmachen der chemischen Veränderungen von Elastin und Kollagen in der Haut
- und vieles mehr.
Könnte der Hypothalamus die Antwort sein?
Jüngste Forschungen fanden heraus, dass Stammzellen aus dem Hypothalamus (der Hirnregion im Zwischenhirn, der als Schaltzentrale normalerweise für unseren Wasserhaushalt und den Blutdruck zuständig ist) den Alterungsprozess bei Mäusen teilweise aufhalten konnten.
Hier liegt also die Vermutung nahe, dass dieser Teil des Gehirns maßgeblich an dem Prozess des Alterns beteiligt ist. Vielleicht liegt hier auch die Antwort auf die Frage, wie alt wir Menschen werden können. Vielleicht kann die Beeinflussung des Hypothalamus ein Aufhalten des Alterns bewirken oder zumindest eine Verzögerung. (Quelle: nature.com)
Eins ist sicher, der Hypothalamus scheint nur auf bestimmte Bereiche Einfluss zu haben, beispielsweise auf das Gehirn und die Muskelkraft. Die Linsen der Augen hingegen werden auch weiterhin ihre Flexibilität verlieren und unsere Sehkraft schwächen. Ebenso würde unsere Haut weiter altern.
Aber auf alle Fälle ist die Idee faszinierend, dass eine Beeinflussung des Hypothalamus zumindest Teile des Alterungsprozesses aufhalten könnte. Wir dürfen gespannt sein, was die Forscher auf diesem Gebiet noch erreichen.
Mehr Fragen als Antworten
Am Ende jedoch gibt es mehr Fragen als Antworten. Selbst wenn wir immer älter werden könnten, muss man sich der Auswirkungen des Alterns bewusst sein – aus ökonomischer, sozialer und ökologischer Sicht.
Wer zahlt die Renten für die immer älter werdende Bevölkerung? Wo wohnen all diese Menschen? Wie sollen wir noch mehr gleichzeitig auf der Erde lebenden Menschen ernähren? Wohin mit dem Müll, den all diese Menschen zusätzlich produzieren? Woher soll das Wasser kommen? Wie gesagt … mehr Fragen als Antworten.
Wie alt können Menschen denn nun letztlich werden?
Biologisch betrachtet können wir wohl in den nächsten Jahren locker bis zu 120 Jahre alt werden, wobei viele Forscher eher davon ausgehen, dass sich das natürliche Alter bei rund 100 Jahren einpendeln wird.
Allein durch den medizinischen Fortschritt ist das kein unrealistischer Gedanke. Am Ende ist unserem Alter jedoch eine biologische Hürde in den Weg gestellt, die so vielfältig ist, dass man ihr praktisch nicht Herr werden kann.
Vielleicht sollte man sich auch eher die Frage stellen, wie sinnvoll es ist, älter zu werden. Sind unsere Gesellschaft, unsere Religionen und unsere Werte nicht auf der Tatsache, dass wir sterblich sind, aufgebaut? Ist der Tod im Alter von rund 80 Jahren nicht Teil unserer Kultur, unserer Riten, unseres Glaubens und der Philosophie des Lebens?
Wäre es nicht viel erstrebenswerter bis zum Alter von 80 oder auch 90 weitestgehend gesund zu bleiben und agil, statt immer älter zu werden? Wenn wir uns die Ideale der Blauen Zonen verdeutlichen, wären wir vielleicht alle glücklicher und gesünder, wenn wir stärker zusammen hielten, uns gesünder ernährten, uns regelmäßiger bewegen und uns sozial engagieren sowie die Gemeinschaft fördern würden.
Ach, übrigens – Eine wirklich gute Nachricht zum Abschluss: Biologisch betrachtet ist zwar die Fruchtbarkeit irgendwann nicht mehr zwingend gegeben, die Fähigkeit und die Lust auf Sex jedoch lässt niemals nach, auch nicht in sehr hohem Alter.
